Ob Smartphone, Laptop oder Wasserkocher, Waschmaschine, Trockner oder Kühlschrank: Viele kleine und große Elektrogeräte erleichtern uns das Leben und sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Geht ein wichtiges Gerät kaputt, stehen wir vor der Wahl: reparieren oder wegwerfen und neu kaufen? Diese Entscheidung hat nicht nur Einfluss auf unseren Geldbeutel, sondern auch auf die Umwelt.
Der Reparaturbonus Thüringen ist ein Projekt der Verbraucherzentrale Thüringen und des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz. Gemeinsam wollen sie auf Ressourcenverschwendung aufmerksam machen und ein Zeichen für den Umweltschutz setzen. Die Idee hinter dem bundesweit einmaligen Projekt: Wer sein kaputtes Elektrogerät reparieren lässt, anstatt es wegzuwerfen und neu zu kaufen, wird dabei finanziell unterstützt. Warum ein Umdenken bei der Entsorgung von kaputten Elektrogeräten so wichtig ist und wie der Reparaturbonus Thüringen funktioniert erfahren Sie in diesem Artikel...
Reparieren lohnt sich nicht?
Wer kennt es nicht? Die Spülmaschine geht kaputt und der hohe Preis für die Reparatur bringt uns ins Grübeln: Lohnt sich das überhaupt noch? Das Gerät ist schon vier Jahre alt, wenn ich es reparieren lasse geht vielleicht bald das nächste Bauteil kaputt. Also lieber gleich in eine neue Spülmaschine investieren? Und beim Neukauf wird auf eine gute Energieeffizienzklasse geachtet – der Umwelt zuliebe.
Tatsächlich sind die Reparaturkosten für Elektrogeräte oft unverhältnismäßig teuer oder kosten sogar mehr als ein neues Gerät. Dabei wollen immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihren Kaufentscheidungen auch auf die Umwelt achten. Die Enttäuschung ist also umso größer, wenn ein Gerät nach kurzer Zeit kaputt geht und sich die Reparatur nicht lohnt. Selbst diejenigen, denen Naturschutzschutz und Nachhaltigkeit am Herzen liegen, werden dazu verleitet, das kaputte Gerät durch ein neues zu ersetzen wenn die finanziellen Mittel es nicht hergeben. Dieses Konsumverhalten mag vielleicht gut für die Wirtschaft sein, hat aber schlechte Auswirkungen auf unsere Umwelt.
Berge von Elektroschrott belasten die Umwelt
Das Ergebnis dieses Kreislaufs: Auf den Müllhalden und Wertstoffhöfen türmen sich Berge von kaputten Elektrogeräten. 2019 hat Deutschland mit durchschnittlich 19,4 Kilo pro Kopf eine der größten Mengen an Elektroschrott weltweit produziert. Die Masse steigt jährlich um bis zu fünf Prozent an. Werden die Geräte nicht richtig entsorgt und recycelt, werden dadurch viele wertvolle Rohstoffe verschwendet. Vor allem in Batterien, Kabeln und Smartphones sind seltene und teure Stoffe wie Lithium, Kobalt, Platin und Gold enthalten. Sie werden oft unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen in ärmeren Ländern abgebaut, was ihre Verschwendung noch grausamer macht. Auch die in den Elektrogeräten enthaltenen Giftstoffe sind ein Problem: Quecksilber, Blei, Arsen, Beryllium, Kadmium und andere giftige Chemikalien gelangen durch die großen Mengen an Elektroschrott in den Boden und belasten unsere Umwelt.
Geplante Obsoleszenz – gut für den Umsatz, schlecht für Verbraucher und Natur
Ein großer Teil des Problems ist die sogenannte geplante Obsoleszenz. Viele Produkte, darunter auch viele Elektrogeräte, sind extra so gebaut, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputt gehen. Ein schneller Verschleiß ist also von den Herstellern eingeplant und erwünscht. Oft werden Geräte auch bewusst so konzipiert, dass sie schwierig zu reparieren sind. Was wie eine geniale Marketingstrategie erscheint, geht vollkommen auf Kosten der Verbraucherinnen und Verbraucher und nicht zuletzt der Umwelt.
Umdenken für den Umweltschutz – reparieren statt wegwerfen
Wenn wir also als Verbraucherinnen und Verbraucher nachhaltig und umweltfreundlich handeln wollen, müssen wir unsere Elektrogeräte so lange wie möglich benutzen. Sie sollten erst dann ersetzt werden, wenn sie auch durch eine Reparatur nicht mehr zu retten sind. Dadurch wird nicht nur tonnenweise CO2 eingespart, sondern auch der Verbrauch von Chemikalien, Wasser, Metallen und anderen wertvollen oder giftigen Rohstoffen gesenkt.
Sparen Sie Geld mit dem Reparaturbonus Thüringen
Der Reparaturbonus Thüringen unterstützt die Bürgerinnen und Bürger in Thüringen mit einer Geldprämie dabei, die Lebensdauer ihrer Elektrogeräte zu verlängern. Neben der finanziellen Entlastung wird durch das Projekt vor allem auf den Umweltschutz aufmerksam gemacht und der verantwortungsbewusste Umgang mit Ressourcen angeregt.
So funktioniert es:
Wer ein Elektrogerät reparieren lässt, kann eine Kopie der Rechnung zusammen mit dem Zahlungsnachweis und einem Antragsformular für den Reparaturbonus per Post bei der Verbraucherzentrale Thüringen einreichen. Das Antragsformular finden Sie als PDF auf der Website www.reparaturbonus-thueringen.de. Sobald die Unterlagen angekommen sind, prüft die Verbraucherzentrale, ob ein Anspruch auf den Reparaturbonus besteht und überweist den entsprechenden Betrag auf das angegebene Konto zurück. Bevor Sie den Reparaturbonus beantragen, sollten Sie prüfen, ob Sie noch einen Garantieanspruch auf das defekte Gerät haben.
Für welche Geräte gilt der Reparaturbonus Thüringen?
Gefördert werden alle haushaltsüblichen Elektrogeräte – vom Smartphone über die Kaffeemaschine bis hin zu großen Geräten wie Waschmaschinen, Spülmaschinen und Kühlschränken. Ausgenommen von der Förderung sind beispielsweise E-Bikes und alle anderen Arten von Fahrzeugen sowie Heizungsanlagen inklusive Elektroheizungen, Heizlüfter und Wärmepumpen. Im Zweifelsfall finden Sie auf der Website www.reparaturbonus-thueringen.de der Verbraucherzentrale Thüringen eine detaillierte Geräteliste mit allen Artikeln, für die der Reparaturbonus beantragt werden kann.
Beachten Sie auch, dass der Bonus ausschließlich für Reparaturkosten gilt. Kaufen Sie z. B. ein einzelnes Ersatzteil und wechseln es selbst aus, werden die Kosten für das Ersatzteil nicht von der Verbraucherzentrale Thüringen übernommen. Auch Rechnungen für Serviceleistungen wie Wartungen, Reinigungen oder Softwareupdates werden nicht berücksichtigt. Die Rechnungen dürfen außerdem nicht älter als drei Monate sein. Sie können seit dem 15.06.2021 eingereicht werden.
Wer kann den Bonus bekommen und wie hoch ist er?
Jede volljährige Privatperson, die ihren Hauptwohnsitz in Thüringen hat, kann von dem Reparaturbonus profitieren. Die Höhe der Geldprämie ist jedoch abhängig von den Reparaturkosten und auf einen Höchstbetrag pro Person beschränkt. Die Kosten für die Reparatur des Elektrogerätes müssen mindestens 50€ brutto, also inklusive Mehrwertsteuer, betragen.
Niedrigere Rechnungsbeträge werden leider nicht gefördert. Erstattet wird die Hälfte der Kosten – insgesamt aber höchstens 100€ im Jahr pro Person. Bitte beachten Sie, dass das Projekt nur so lange läuft, wie ausreichend Fördermittel zur Verfügung stehen und dass es keinen Rechtsanspruch auf den Reparaturbonus gibt.
Und wenn nichts mehr zu retten ist? Augen auf beim Neukauf!
Natürlich wird es vorkommen, dass ein Gerät nicht mehr repariert werden kann, es den Anforderungen des Reparaturbonus Thüringen nicht entspricht oder die Reparatur sich trotzdem finanziell nicht lohnt. Die Verbraucherzentrale Thüringen bietet dennoch viele hilfreiche Informationen und Tipps zu den Themen Reparatur, Recycling und zum nachhaltigen Umgang mit Rohstoffen auf der Website www.reparaturbonus-thueringen.de. Achten Sie beim Kauf eines neuen Elektrogerätes besonders auf die Qualität und die Energieeffizienzklasse.
Mit ein wenig Recherche oder einer seriösen Beratung lässt sich feststellen, wie gut ein Gerät repariert werden kann. Wenn es beispielsweise Bauteile gibt, die schnell verschleißen, sollten sie sich auch problemlos austauschen lassen. Das Projekt Reparaturbonus Thüringen kann für jeden als Anreiz dienen, über das eigene Konsumverhalten nachzudenken und in Zukunft möglichst nachhaltig zu handeln.
Autor: A-1374853