Fridays for Future - was ist das ? Und was wollen die jungen Menschen ? Alles wichtige rund ums Thema finden Sie hier !
Fridays for Future – Die Jugend der Welt protestiert !
Als die damals erst 15-jährige schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg am Freitag, den 20. August 2018, erstmals vor dem schwedischen Parlament in Stockholm gegen die Klimapolitik der Regierung demonstrierte, hätte sie sicher nicht gedacht, dass sie mit ihrer Aktion eine der größten politischen Protestbewegungen aller Zeitenlostreten wird. Bereits wenige Monate später versammelten sich jeden Freitag während der Schulzeit Schüler und Studenten auf der ganzen Welt, um unter dem Motto „Fridays for Future“ gegen die stetig wachsenden Treibhausemissionen zu protestieren und konkrete Maßnahmen gegen die Erderwärmung von den verantwortlichen Politikern einzufordern. Mit dem Fernbleiben von der Schule wollen die jungen Demonstranten ihren Forderungen durch zivilen Ungehorsam Nachdruck verleihen und Aufmerksamkeit erzeugen.
Im Frühjahr 2019 gab es alleine in Deutschland mehr als 155 Ortsgruppen der Bewegung. „Fridays for Future“ ist darüber hinaus nach eigenen Angaben in über 110 Ländern aktiv. Dem folgend hat ein politischer Protest wohl noch nie so viel und noch nie so schnell internationale Resonanz erfahren wie der der jugendlichen Klimaaktivisten.
Was wollen die jungen Menschen?
Folgt man den Aussagen der Aktivisten von „Fridays for Future“ will der Schulstreik Politiker wachrütteln und das Versagen der Verantwortlichen beim Kampf gegen den Klimawandel anprangern. Die stetig steigenden CO2 -Emissionen sollen viel stärker als bisher geschehen eingedämmt werden, um die Ziele des Pariser-Klimaschutzabkommens von 2015 zu erreichen. Die Bewegung betont dabei insbesondere die soziale Komponente der Klimapolitik und stellt immer wieder das Schicksal der Menschen in den Vordergrund, die bereits unter der globalen Erwärmung oder dem daraus folgenden Anstieg des Meeresspiegels leiden oder von diesem bedroht werden. Die Folgen des Klimawandels träfen vor allem Menschen im „globalen Süden“ und Entwicklungsländern, die letztlich nicht für den rasanten Anstieg der CO2 -Emissionen verantwortlich seien.
Der konkrete Forderungskatalog der internationalen Bewegung mahnt die Regierungen an, den Abbau fossiler Brennstoffe in den kommenden Jahrzehnten komplett zu unterbinden und alle Subventionen dieser Art der Energieerzeugung einzustellen. Stattdessen sollen höhere Investitionen in erneuerbare Energiequellen aller Art getätigt und der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden. Außerdem fordert „Fridays for Future“ das Herabsetzen des Wahlalters auf 16 in allen westlich geprägten Demokratien. So sollen jungen Menschen zu mehr Mitsprache in politischen Auseinandersetzen gelangen und eine Chance erhalten, ihre eigene Zukunft aktiv mitzugestalten.
Darüber hinaus formulieren die nationalen Ableger der Bewegung ihre eigenen, auf die entsprechenden Länder bezogenen Maßnahmenkataloge. So fordert „Fridays for Future – Deutschland“ bis 2035 eine Senkung der Treibhausemissionen in Deutschland auf ein Null-Niveau. Deutschland, das heute noch einen großen Teil seines Energiebedarfs aus Stein- und Braunkohle gewinnt, soll den Kohleausstieg bis 2030 vollständig umsetzen und bis 2035 komplett auf erneuerbare Energien umsteigen. Die Aktivisten fordern die Regierung auf, bis Ende des laufenden Jahres 2019 alle Subventionen für fossile Energien abzuschaffen und ein Viertel aller Kohlekraftwerke abzuschalten. Im Forderungskatalog vorgesehen ist die Einführung einer „Kohlenstoffsteuer“, die die Folgekosten, der durch die Emissionen entstehenden Umweltschäden kompensiert, und einen deutlich höheren Effekt haben soll als der bereits bestehende Handel mit Emissionspapieren.
Wie rechtfertigen die Demonstranten das Fernbleiben vom Unterricht?
Die Demonstranten von „Fridays for Future“ sehen sich in verschiedenen Ländern immer wieder dem Vorwurf ausgesetzt, dass sie die Schule schwänzen und damit die in vielen Ländern geltende Schulpflicht verletzten. Große Wellen schlug beispielsweise im März 2019 die Kritik des FDP-Chefs Christian Lindner, der die Kinder in einem Twitter-Tweet ermahnte, die Schule nicht mehr ausfallen zu lassen, und bemerkte, dass man von den jungen Aktivisten nicht erwarten könne, dass sie in der Lage sind, globale und technische Zusammenhänge sowie das letztendlich ökonomisch Machbare in Einklang zu bringen. Ende März 2019 zog der Politiker einen Vergleich zwischen dem Engagement der Schüler und der Euphorie, die im Zuge der Flüchtlingskrise die öffentliche Debatte bestimmt habe, ohne Probleme zu sehen, die damit verbunden waren.
Viele andere deutsche aber auch internationale Politiker äußerten ähnliche Kritik am Fernbleiben der Schüler vom Unterricht. Die britische Premierministerin Theresa May kritisierte die Proteste im britischen „Telegraph“. Die Schulzeit sei gerade für junge Leute wichtig, damit sie sich etwa zu Wissenschaftlern und Ingenieuren entwickeln könnten. Die würden gebraucht, um den Problemen des Klimawandels zu begegnen. Die CDU-Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer zeigte am 15. März in einem Interview in der „Zeit“ Verständnis für das Anliegen der Schüler, stellte aber klar, dass das Fernbleiben der Kinder nichts anderes als "Schulschwänzen" sei. Ihren eigenen Kindern würden sie keine Entschuldigung schreiben, damit sie an den Protesten teilnehmen könnten.
Es gibt jedoch auch positive Stimmen. So unterstützen die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) oder Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, die Anliegen der Schüler und sehen von Sanktionen aufgrund des Fernbleibens vom Unterricht ab. Diese wurden in Deutschland insbesondere in von der Union regierten Bundesländern immer wieder angedroht, wobei sich die Politik auf die für alle geltende Schulpflicht beruft. Laut verschiedenen Medienberichten wurden diese Strafen jedoch in den seltensten Fällen auch angewendet, etwa wenn aufgrund der Teilnahme an den Protesten Klassenarbeiten unentschuldigt versäumt wurden.
Die Demonstranten erwidern auf die Kritik an ihrer Protestform, dass sie die Demonstrationen nicht gegen die Schulen und Universitäten oder deren Bildungsauftrag richten. Es würde allerdings auch wenig Sinn ergeben für ein künftiges Leben zu lernen, das durch die global Erwärmung existenziell bedroht werde. Die Initiatorin und Galionsfigur der Bewegung Thunberg wies die Kritik von sich. „Viele Politiker, die über die Schulstreiks zum Klima reden, reden über fast alles außer der Klimakrise”, sagte die 16-Jährige laut dpa im Februar 2019 bei einem Treffen in Brüssel und fügte hinzu, „Viele versuchen, aus den Schulstreiks eine Frage zu machen, ob wir Schulschwänzen fördern oder ob wir zur Schule zurückgehen sollten oder nicht.” Dies sei ein verzweifelter Versuch, den Fokus von der Klimakrise abzuwenden.
Unterstützung aus der Wissenschaft
Seid der Entstehung der Bewegung bemühen sich die jungen Klima-Aktivisten um Rückhalt aus Kreisen der Wissenschaft und erhalten ihrerseits viel Solidarität und Zustimmung von Forschern, die sich in ihrer Arbeit mit dem Klimawandel und den Folgen der globalen Erwärmung auseinandersetzen.
So unterstützen im deutschsprachigen Raum knapp 27.000 Wissenschaftler unter dem Label „Scientists for Future“ die jungen Klimaschützer. Die Forscher veröffentlichten im März 2019 ein Papier, das die Anliegen der Bewegung als berechtigt bezeichnete. Mehrere Direktoren von Forschungseinrichtungen sprangen den „Fridays for Future“ zur Seite. So schrieb der Klimaforscher Reto Knutti in einem Beitrag auf der Homepage der ETH Zürich, dass das Engagement der Jugendlichen Ältere zum Handeln auffordere. Er als Privatperson und Wissenschaftler sei der Auffassung, dass die Klimajugend erst genommen werden müsse.
Greta Thunberg – Die Ikone der Bewegung
Die im Jahr 2019 16-jährige Greta Thunberg ist von Beginn an so etwas wie die Galionsfigur von „Fridays for Future“ und hat innerhalb kürzester Zeit einen großen Bekanntheitsgrad erreicht. Das amerikanische Time-Magazin listete sie im Jahr 2019 als einer der 100 weltweit einflussreichsten Personen. Ihr Protest vor dem schwedischen Parlament war der Startschuss für die wenige Monate später global agierenden Bewegung. So tritt sie mittlerweile auch international als Repräsentantin für die Anliegen von „Fridays for Future“ auf. Thunberg sprach beispielsweise auf der UN-Klimakonferenz in Katowice (Polen) oder auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2019. Darüber hinaus besucht sie regelmäßig „Friday for Future“-Proteste auf der ganzen Welt. Dem entsprechend kann sie sich nur noch einmal im Monat an der von ihr selbst initiierten Demonstration vor dem Parlament in Stockholm beteiligen.
Die Tochter einer Opernsängerin und eines Schauspielers soll sich bereits im Kindesalter entschieden haben, auf Flugreisen zu verzichten und sich nur noch vegan zu ernähren, um mit ihrer Lebensweise möglichst wenig CO2 zu emittieren. Startschuss für ihr öffentliches Engagement war nach eigenen Angaben der Gewinn eines Schreibwettbewerbs im Frühjahr 2018 über die Umweltpolitik. Hier habe sie verschiedene Menschen kennengelernt, die sie zu ihrem Protest ermutigten.
Zu Thunbergs frühesten politischen Programm gehörte die Forderung an die schwedische Regierung, die CO2-Emisionen jährlich um 15 Prozent zu senken. Ihr Heimatland Schweden sei alleine aufgrund seines Reichtums dazu verpflichtet, so Thunberg. Da die Politik in den vergangenen Jahrzehnten nicht in der Lage gewesen sei, der globalen Erwärmung etwas entgegenzusetzen, sei es nun an den Kindern und Jugendlichen, zivilen Ungehorsam zu leisten, um eine Veränderung herbeizuführen.
Thunberg wurde bereits mehrfach für ihr Engagement ausgezeichnet. So erhielt sie unter anderem den Sonderpreis „Klimaschutz“ der Goldenen Kamera, den „Prix Liberté“ der Region Normandie und den norwegischen „Fritt Ords Pris“. Alle Preisgelder, die Thunberg bisher erhalten hat, wurden von ihr direkt an Umweltschutzorganisationen, wie zum Beispiel Greenpeace, weitergereicht.
Wiederholt wurde in verschiedenen Medien Thunbergs Asperger-Syndrom thematisiert. Die Aktivistin geht offen mit ihrer Krankheit um und behauptete beispielsweise im „The New Yorker“, dass sie aufgrund des Syndroms ein besonderes Interesse an der Problematik des Klimawandels entwickelt habe. Dies hätte sie intensiver und mit mehr Nachdruck verfolgen können, als jemand, der nicht unter dem Syndrom leide. Entsprechend sieht sie ihre Diagnose nicht als eine Krankheit, sondern als Gabe, die ihre Persönlichkeit bereichert und sie als Menschen ausmacht.
Was haben „Fridays for Future“ bisher erreicht
Durch die Proteste der Schüler und Studenten wurde bislang kein Klimaschutzziel konkretisiert beziehungsweise verschärft. Auch kann nicht davon die Rede sein, dass Regierungen konkrete Maßnahmen, etwa die Einschränkung und langfristige Abschaffung des Emissionshandels oder das Besteuern von Klimagasen, ergriffen haben. Dies ist alleine schon aufgrund dessen, dass es sich um eine relativ junge Bewegung handelt, aber auch nicht weiter verwunderlich. Die öffentliche Wahrnehmung der Klimaproblematik hat durch die Proteste in jedem Fall ein neues Niveau erreicht, was sich in Zukunft in konkretem Handeln manifestieren könnte. So erreichte im ersten Quartal 2019 das Thema „Klimawandel“ in den deutschen Medien mit rund 65.000 Beiträgen im PMG Pressemonitor die dritthöchste Relevanz gemessen an der Häufigkeit. Im Jahr gesamten 2018 dagegen wurde es nicht unter den ersten zehn relevanten Themen aufgeführt und das obwohl der ungewöhnlich heiße und trockene Sommer in Europa – mutmaßlich eine Folge des Klimawandels – unter anderem zu Missernten führte und in den Medien vollumfänglich rezipiert wurde.
Autor: ExpatHauke