Wirtschaft und Soziales

Übergabe der Deutschlandstipendien

9 Feb, 2016

Das Sommersemester beginnt an Fachhochschulen und Universitäten zum April: Bewerbungen auf Hochtouren $PreviewBreak und sorgen bei Schulabgängern und deren Familien für gehörig Aufregung, Vorfreude…und führen zu der Frage: Was kostet mich so ein Studium eigentlich? Können und wollen meine Eltern mich finanziell unterstützen? Wie decke ich die Lebenshaltungskosten inklusive Miete in einer neuen Stadt, wovon zahle ich Bücher, Laptop und Lehrausflüge? 

Um die Geldfrage zu klären, ist für viele Studenten und Studieninteressierte die Unterstützung über das BAföG-Amt und eines der vielen Stipendien interessant. Auch creoven.de beteiligt sich seit Jahren an der Studienhilfe und ermöglicht jungen Talenten über das Deutschlandstipendium, ihren Weg ohne zusätzliche Belastung durch Schuldenfalle und Nachtschichten zu gehen. Hier stellen wir Ihnen diese Förderung vor und lassen im Interview Creoven Gründer Tobias Krist und Philosophiestudent Raphael mit Ihrer persönlichen Geschichte zu Wort kommen. 

Inhalt: 

Was ist das Deutschlandstipendium?

Lernen aus Büchern

Das Studium ist schon kompliziert genug - auch ohne Geldsorgen

Mathematik, Biologie oder Recht? Germanistik oder Sport-Lehramt? Der Lernstoff ist bei allen Fächern umfangreich, Prüfungen und Praktika fordern stetige Leistung und Konzentration, denn die Noten fließen schon vom ersten Semester an in den Bachelor bzw. Master Abschluss ein. Als Zeitangabe für die Arbeitsbelastung durch das Studium, inklusive Nachbereitung, werden im europäischen Hochschulraum 30 Arbeitsstunden pro Woche veranschlagt. Dieses Pensum zufriedenstellend zu erfüllen, ist schwierig, wenn der Studiosus nebenbei noch jobbt um sich die Lehre zu finanzieren. Damit sich die Jungwissenschaftler während der lernintensiven Zeit ganz auf Vorlesung, Recherche und Hausarbeiten einlassen, gibt es zur finanziellen Absicherung die Möglichkeit, sich bei einer Stiftung um eines der über 2.000 Stipendien in Deutschland zu bewerben. In anderen Ländern z.B. den USA ist die Stipendienkultur bereits wesentlich ausgereifter und populärer. 
Bei der klassischen Begabtenförderung werden gute bis exzellente Noten, soziales Engagement und andere hervorstechende Leistungen im Sinne der Stiftungsausrichtung erwartet. Um sich für das Deutschlandstipendium zu bewerben, sind besondere Qualifikationen zwar erwünscht, aber im Gegensatz zu manch anderen Stipendien nicht verpflichtend. Auch interessante Praktika, eine Berufsausbildung, besondere biographische oder familiäre Leistungen etc. werden anerkannt.

Insgesamt erhalten Studenten über das Deutschlandstipendium 300 Euro pro Monat, im Regelfall bis zum Ende ihres Abschluss. 150 Euro werden von privaten Förderern, Firmen und Stiftungen übernommen, die andere Hälfte zahlt der Bund - direkt an die Stipendiaten. Die Förderung ist unabhängig vom Einkommen und zeitgleich zum BAföG-Bezug möglich. Sie ermöglicht jungen Menschen, sich auf ihre akademische Laufbahn zu konzentrieren und fokussiert Leistung zu bringen - frei von zusätzlicher Belastung. So bleibt den Lernenden oft noch etwas Zeit für soziales Engagement, z.B. Flüchtlingshilfe und eigeninitiierte Studienprojekte:


Übernimmt ein Unternehmen oder eine Privatperson die Beihilfe eines Studenten, ist die Mindestlaufdauer des Stipendiums von zwei Semestern vertraglich festgelegt. Üblicherweise unterstützen die Förderer ein junges Talent aber bis zum Studienabschluss - in der Zeit ergeben sich für den jungen Menschen über das Förderungs-Netzwerk im besten Fall schon interessante Einstiegschancen. Ein beflügelnder Austausch für beide Seiten entsteht allemal.

 

Bereits für Schulabgänger ist die Bewerbung zum Deutschlandstipendium möglich und an manchen Hochschulen für die Studienplatzvergabe sogar ausschlaggebend. Studieninteressierte, ob bereits eingeschrieben oder im Bewerbungsverfahren, informieren sich direkt an ihrer Hochschulen, ob das Deutschlandstipendium angeboten wird. Hier eine offizielle Übersichtskarte der Universitäten in Deutschland, die bereits an Bord sind. Grundsätzlich können sich Studierende aller Fachrichtungen von staatl. anerkannten Studiengängen dafür bewerben. 
Ist das Stipendium einmal bewilligt, überprüft die Hochschule mindestens einmal jährlich, ob der Stipendiat aufgrund der erbrachten Ergebnisse auch weiterhin gefördert werden kann. Anders als beim BAföG, muss der geförderte Student das Geld nach Studienabschluss nicht zurückzahlen - und hat bereits wichtige Kontakte für das weitere Berufsleben geknüpft!

 

Förderung durch Creoven.de

Für das Studienjahr 2015/16 konnte die Universität Leipzig ihren eigenen Rekord übertrumpfen und erstmalig sogar an 84 Studenten das Deutschlandstipendium vergeben. Auch Creoven Gründer Tobias Krist unterstützt den Philosophiestudenten Raphael mit monatlich 150 Euro - und das bis zum sicheren Studienabschluss. Die feierliche Stipendienübergabe fand am 5. Oktober 2015 in der ehrwürdigen Bibliotheka Albertina der Universität Leipzig statt. 

Herr Krist, woher kam Ihr Gedanke, Studenten mit dem Deutschlandstipendium zu unterstützen?  
Ich bin sehr an Geschichte interessiert und studierte das Fach in Leipzig. Zur Finanzierung habe ich nebenbei gearbeitet und meine eigene Firma aufgebaut. Für das Unternehmen lief es sehr gut, sodass ich aber immer weniger Zeit für die Uni hatte. Ich entschloss mich letztendlich, mich voll und ganz auf die Arbeit zu konzentrieren. Ich weiß wie schwer es ist, Studium und Nebenjob unter einen Hut zu bringen. Der zeitliche Aufwand ist für viele Studenten, besonders bei den theoretischen lernintensiven Fächern, kaum kombinierbar. Ich förderte dann mit meinem ersten Beitrag eine junge Geschichtsinteressierte, ihr Studium in Ruhe und mit voller Konzentration abzuschließen. Sie hat es gut geschafft und darüber konnte ich mich dann richtig mitfreuen. 

Und warum unterstützen Sie jetzt einen Philosophiestudenten?  
Die jungen Menschen orientieren sich bei der Wahl ihres Studienganges immer stärker ausschließlich an den Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt. Auch das Angebot der Universitäten selbst wird zunehmend nach rein wirtschaftlichem Interesse ausgerichtet. Ich finde diese Entwicklung schade, meiner Meinung nach, gehen dabei die freien geisteswissenschaftlichen Lerngebiete unter. Daher habe ich mich bewusst entschlossen, diesmal die Geisteswissenschaftler, in diesem Fall Raphael, zu fördern. Ich wurde auch schon zu philosophischen Diskussionen seiner Studiengruppe eingeladen! So haben wir beide etwas davon. 

Raphael, wolltest du schon immer Philosophie studieren?  
Nein, ich wollte eigentlich Archäologie studieren und habe daher während meines Abiturs auf dem zweiten Bildungsweg bewusst Latein im Grundkurs gewählt, um die nötigen Voraussetzungen für dieses Fach mitzubringen. Im Lateinunterricht habe ich dann indirekt auch die Philosophie kennen gelernt und mich umentschieden. Mit dieser Entscheidung bin ich letztlich auch sehr zufrieden. 

Wer interessiert dich besonders, hast du ein Vorbild? 
Einen Philosophen und sein Werk als Vorbild für mich selbst habe ich eher nicht. Dazu müsste ich mich selbst zunächst als Philosophen begreifen, was die Frage aufwirft, was das eigentlich heißt, ein Philosoph zu sein? Ein entsprechender Studienabschluss ist dafür vielleicht noch nicht der hinreichende Grund. Allerdings gibt es tatsächlich mache Philosophen, deren Lebensweg mich sehr faszinieren, wie etwa Sokrates, Fichte und Wittgenstein, oder deren Leistungen mich sehr beeindrucken, wie etwa Platon, Leibniz und Hegel. 

Hat dich die Frage, ob du später mit diesem Studiengang eine Arbeit findest, zunächst von deinem Studienwunsch zurückschrecken lassen?  
Nein, überhaupt nicht! Da war ich etwas blauäugig. Diese Frage gewann erst im Laufe meines Studiums und besonders jetzt in der Endphase an Bedeutung. Das Problem der nur geringen Employability eines Philosophiestudiengangs ist meiner Meinung nach nicht zu leugnen, auch wenn von Programmverantwortlichen gerne anderes behauptet wird. Aber ich verfalle deswegen trotzdem nicht in Panik. Im Gegenteil: Aufgrund der gemachten Erfahrungen und gewonnen Erkenntnisse während des Studiums schaue ich sogar sehr zuversichtlich in die Zukunft. 

Wie kamst du auf die Idee, dich für ein Stipendium zu bewerben? Wie bist du auf das Deutschlandstipendium aufmerksam geworden?  
Obwohl ich in der Schule keine schlechten Noten hatte, hätte ich nicht gedacht, ein geeigneter Kandidat für ein Stipendium zu sein. Immer hatte ich das Gefühl, dass das eine oder andere nicht passt. Die Anforderungen schienen mir zu hoch. Wie ich auf das Deutschlandstipendium aufmerksam geworden bin, weiß ich heute gar nicht mehr so genau. Die Hürden schienen mir jedenfalls geringer als bei den üblichen Parteienstiftungen. Diese Einschätzung war zwar falsch, aber der Versuch war es wert. Letztlich hat es dann deswegen geklappt, weil Tobias Krist sich bewusst dafür entschieden hat, einen Studenten der Philosophie zu fördern, ein Fach, das bei der Deutschlandstipendiumsförderung in der Regel eher den Kürzeren zieht. Ich bin ihm dafür nicht nur sehr dankbar, weil ich selbst dadurch eine Förderung erhalten habe. Ich finde seine Entscheidung auch sehr richtig, bei der Studienförderung nicht nur die Studiengänge im Blick zu haben, die einen vermeintlich leicht einsichtigen Vermarktungswert besitzen. 

Wofür nutzt du das Geld aus dem Deutschlandstipendium?  
Ich glaube, ich bin ein Mensch mit relativ geringen Ansprüchen und habe daher keine großen Ausgaben. So konnte ich einen großen Teil zunächst sparen, der für eine eventuelle Brückenphase zwischen Studium und dem, was darauf folgen wird, gedacht ist. Besonders im Falle der Vorbereitung für eine Bewerbung auf eine Promotionsförderung ist ein solches finanzielles Polster sehr wertvoll. Ein anderer Teil der Förderung ist in die Finanzierung eines neuen Fahrrads geflossen. 

Könntest du in finanzielle Hinsicht auch ohne das Deutschlandstipendium studieren?  
Ja, durchaus. Ich erhalte eine Förderung durch das Amt für Ausbildungsförderung und mit meinem Nebenjob sind meine Unkosten gedeckt. Ohne das Stipendium hätte ich jetzt allerdings nicht so ein schönes Fahrrad, das mir sehr gute Dienste leistet, und der erwähnte finanzielle Puffer für die Zukunft wäre sehr viel kleiner. 

Bedeutet das Deutschlandstipendium für dich auch einen Zeitgewinn, weil du nicht arbeiten musst, um dein Studium zu finanzieren?  
Einen direkten Zeitgewinn durch das Stipendium habe ich nicht. Um auf meinen Nebenjob ganz zu verzichten, ist die Fördersumme dann doch zu gering. Ich arbeite als Nachtdienst in einer Rehabilitationsklinik für chronisch mehrfachgeschädigt Abhängigkeitskranke. Diese Arbeit habe ich bereits vor der Förderung gemacht und mache sie immer noch sehr gerne. Sie lässt sich auch sehr gut mit meinen Unizeiten verbinden, so dass ich ihn nicht habe aufgeben wollen. Dennoch ist seit Förderungsbeginn mein Studium wieder stärker in den Fokus gerückt. Zuvor habe ich viel Zeit und Energie in die Arbeit als Studierendenvertreter der Fachschaft an meiner Fakultät aufgewendet. Es viel eher zufällig zusammen, dass ein Kürzertreten in diesem Bereich und die wieder stärkere Konzentration auf meine Studienziele mit der Förderung zusammenvielen. 

Welchen Wert siehst du im Deutschlandstipendium neben der finanziellen Förderung?  
Obwohl Herr Krist sich zufälligerweise häufig in meiner unmittelbaren Nachbarschaft im Süden von Leipzig aufhält, hätte ich ihn vermutlich bei keiner anderen Gelegenheit kennen gelernt. So treffen wir uns nun mindestens regelmäßig auf den Förderer-Stipendiaten-Treffen, die von der Universität organisiert werden und sehr spannende Einblicke in Bereiche der Universität erlauben, in denen ich mich sonst nie bewegen würde. Wir haben uns jedoch auch schon außerhalb dieses Rahmens zu einem Essen bei mir getroffen oder Herr Krist hat unser Kolloquium besucht, als ich dort eine Arbeit von mir präsentiert habe. Dieser Austausch wäre ohne das Deutschlandstipendium sicher nicht zustande gekommen. 

Herr Krist in einem philosophischen Kolloquium? Wie hat er sich gemacht?  
Nun ja, es ging um metaphysische Überlegungen bei Leibniz. Da kann man nicht einfach so mitdiskutieren, ohne sich ausgiebig mit den leibnizschen Überlegungen befasst zu haben. Ich hatte sogar die Befürchtung, Herr Krist würde äußerst irritiert sein, weil manche Begrifflichkeiten heute doch sehr fremd anmuten. Es ging ja aber auch nicht darum, dass Herr Krist sich nun als Philosoph betätigt. Er hat mir sehr aufmerksam zugehört und hatte sich im Vorfeld intensiv in mein Paper eingelesen. Das hat mich sehr gefreut, denn sein Interesse war echt. 

Wo liegt dein Studienschwerpunkt?  
Mein Studienschwerpunkt ist stark durch das Institut für Philosophie in Leipzig geprägt, das kurz gesagt eine Brücke zwischen der Analytischen Philosophie und dem Deutschen Idealismus zu schlagen versucht. Besonders interessiere ich mich darüber hinaus für die historischen Ursprünge von Wissenschaft und die Begriffsgeschichte, um von ihr aus die Praxis moderner Wissenschaften zu reflektieren. 

Wie kommst du mit den Prüfungen im Fach Philosophie klar? Stellen sie für dich eine große Herausforderung dar?  
Zugegeben: Klausuren und mündliche Prüfungen fallen mir sehr schwer. Glücklicherweise war ich während meines Studiums am häufigsten mit der Prüfungsform "Hausarbeit" konfrontiert. Ich habe den Eindruck, viele Studenten tun sich mit ihr schwerer. Mir kommt sie dagegen sehr entgegen. Es liegt mir, mich in ein Thema intensiv einzuarbeiten und in aller Ruhe und mit der nötigen Sorgfalt eine eigene Position zu entwickeln. Natürlich muss eine solche Arbeit gut geplant sein, damit sie pünktlich zum Abgabetermin fertig ist. Aber bisher ist mir das noch immer geglückt. 

Wann bist du voraussichtlich mit dem Studium fertig und was sind deine Pläne für die Zukunft?  
Mein Masterstudium werde ich voraussichtlich im Sommer 2016 abschließen. Für die Zeit danach plane ich ein Promotionsstudium. Ob ich das verwirkliche hängt allerdings noch von einigen Faktoren ab, die ich noch nicht ganz übersehen kann. Ich hätte jedoch noch jede Menge anderer Ideen für mein Leben, die ich mit der gleichen Freude gerne umsetzen würde. 

Creoven wünscht Raphael und allen anderen Studenten viel Erfolg beim erreichen Ihrer Träume und empfiehlt allen Weiterbildungs-Interessierten, sich ebenfalls für ein Stipendium zu bewerben. 
 

Weiterführende Informationen und Quellenangaben: 

http://www.deutschlandstipendium.de/ 
http://www.hmt-leipzig.de/de/hmt/friends-sponsors/deutschlandstipendium/deutschlandstipendium-aktuell

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